aus dem Faden entsteht die Welt (2008–2020)
Von 2008 bis 2020 ging ich ganz dem Faden nach: „Ich nähe alles“. Ausgehend von dieser Prämisse habe ich alles genäht: Konkrete Gegenstände, Ideen und Vorstellungen, abstrakte Begriffe wie auch Traumbilder oder Gefühle.
Erinnerungen und Erlebnisse – eigene wie auch überlieferte –, Begegnungen und Gespräche bildeten die Ausgangslage für die Arbeiten. Dabei stellte sich die Frage nach deren Verlässlichkeit und Fixierbarkeit. Durch die Auseinandersetzung mit dem Material wurden diese Erfahrungen ins Dreidimensionale übersetzt und fanden als Objekte zu einer neuen Bedeutungsebene. Vergangenheit und Gegenwart, Raum und Zeit gingen - und gehen – ineinander über.
Alles kann genäht werden. Dabei kommt es auf jeden Faden an. Jeder einzelne Faden zählt.
Bei den textilen Objekten – wie auch bei den Installationen – ist das prozesshafte Vorgehen zentral, oft vergehen Monate oder Jahre, bis ein Objekt „fertig“ ist. Ich arbeite stark aus dem Moment heraus, ohne Vorgabe oder Skizzen, und achte auf die Veränderungen, die sich beim Waschen und Trocknen des Stoffes oder durch die einzelnen Arbeitsschritte ergeben. Den verschiedenen Qualitäten wie etwa dem Molton oder der Seide kommt eine ganz spezifische Bedeutung zu.
In diesem Entstehungsprozess erlaubt die Fotografie, die verschiedenen Zwischenschritte und -stadien festzuhalten – sehr spontan und ohne zusätzliche Inszenierung. Diese fotografischen Aufnahmen haben einerseits dokumentarischen Charakter, da viele Objekte weiter bearbeitet oder gar eingenäht werden und zu einer neuen Form finden. Zugleich sind die Fotografien aber auch eigenständige Arbeiten. Sie sind ebenso wichtig wie das fertige Objekt und erweitern das Werk um eine zusätzliche Dimension.
Nun habe ich mit dem Faden abgeschlossen. Was bleibt sind die Geschichten und die Fotografien. Sie erzählen von den Menschen, denen ich begegnet bin und die in all meinen Arbeiten präsent sind, auch wenn sie nie abgebildet werden. Wie sich diese Geschichten weiter entwickeln und welche Form sie annehmen werden, wird sich zeigen.
Ausstellungen
2021 Seebad Utoquai Zürich, Gruppenausstellung, kuratiert von stand-by visions
2019 Seebad Utoquai Zürich, Gruppenausstellung, kuratiert von stand-by visions
2018 Seilerbahn Zürich, Gruppenausstellung im Rahmen von Kunst: Szene Zürich 2018
2016 Seebad Utoquai Zürich, Gruppenausstellung, kuratiert von stand-by visions
2016 Merkurgarten, in der Reihe "kunst pflanzen", kuratiert von Ildikó Séra
2014 Chambre of Fine Arts, Gruppenausstellung, kuratiert von Germann&Lorenzi
2014 Seebad Utoquai Zürich, Gruppenausstellung, kuratiert von stand-by visions
2006 Kunstszene Zürich 2006, Gruppenausstellung
2004 „Das Bild des Neuen Zürich“, Gruppenausstellung Architekturforum Zürich
2003 Kunstszene Zürich 2003, Gruppenausstellung
Eigene Ausstellungsprojekte
2005 „Trouvaillen 2002–2005“, Installation, mixed media
2002 „Mitarbeitende“, Installation, Fotografie und Publikation
2000 „ciao & goodbye“, Installation, Video
Ausbildung
Textildesignerin, ZHdK / Kunsthistorikerin, Universität Zürich
geboren in Winterthur, lebt und arbeitet in Zürich